Forscher fordern Garantieverbote

2025-10-24
Die Politik will die gescheiterte Riester-Rente durch ein neues Altersvorsorgedepot ersetzen. Forscherinnen und Forscher warnen: Dafür müssen dringend die renditeschädlichen Garantiegebote weg.

Angesichts der aktuellen Debatten um die Altersvorsorge der Zukunft hat sich die F.A.Z. unter Finanzforscherinnen und -forschern umgehört - und einhellige Einschätzungen darüber bekommen, was ein Altersvorsorgedepot besser nicht enthalten sollte: Garantien. "Die Analyse zu Risiken und Renditen zeige, dass auf lange Sicht Garantien keinen Vorteil brächten", zitiert die Zeitung am 23.10. die Finanzforscher Oskar Goecke und Matthias Wolf von der Technischen Hochschule Köln.

Die beiden befassen sich seit langem mit dem sogenannten Rendite-Risiko-Dilemma der privaten Altersvorsorge - also der Tatsache, dass traditionelle Rentenversicherungen wegen extrem hoher Garantieversprechen auf lange Sicht kaum Risiko eingehen und so auch keine nennenswerte Rendite erwirtschaften können. Anders gesagt: Garantien behindern die Lebensversicherer heute bei der Kapitalanlage. Das sollte die Regierung beherzigen, wenn sie nun ein neues Altersvorsorgedepot an den Start bringen wolle, sagt Wolf, der eine Professur für Altersvorsorge und Lebensversicherung innehat: "Ich plädiere für ein Garantieverbot."

In einer Modellrechnung, die die F.A.Z. nun erstmals veröffentlicht, haben Wolf und Goecke untersucht, wie sich das Endkapital unterschiedlich riskanter langfristiger Investments über unterschiedliche 40-Jahres-Zeiträume zwischen 1955 und 2025 entwickelt hätte. Ergebnis Nummer 1: Ein renditeorientierter Sparplan auf die Aktien des Deutschen Aktienindex DAX hätte über die Jahrzehnte mit durchschnittlich 6,5 Prozent fast doppelt so hohe Renditen eingebracht wie eine sicherheitsorientierte Variante mit einer Geldanlage ausschließlich am Rentenmarkt (REXP-Sparplan). Ergebnis Nummer 2: Das Risiko, diese Rendite nicht zu erzielen, schrumpft auf Dauer zusammen: der Abstand zwischen minimaler und maximaler Rendite nimmt mit der Zeit deutlich ab. "Das kurzfristige Risiko einer Aktienanlage gleicht sich also bei einem zeitlichen Horizont aus, der für Altersvorsorgesparen typisch ist", folgern die Forscher laut F.A.Z.

Auch Marlene Haupt, Professorin für Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik der Hochschule München und Tabea Bucher-Koenen, Finanzprofessorin der Universität Mannheim, sprechen sich dafür aus, Garantien, die bei den Rieser-Rentenversicherungen noch gesetzlich vorgeschrieben waren, für ein neues Altersvorsorgedepot unbedingt abzuschaffen.

Die Debatten um die Ausgestaltung eines möglichen neuen Altersvorsorgedepots laufen aktuell.