Statistik ist nicht alles
Hast du dich schon mal gefragt, wie alt du wohl wirst? Klar, am Ende wissen wir das alle nicht. Aber für deine Vorsorgestrategie ist es hilfreich, zumindest eine grobe Ahnung davon zu bekommen, für wie viele Jahre du eigentlich mit deinem Geld planen musst. Auch in unserem Lückenschlussrechner fragen wir danach. Doch das ist gar nicht so leicht einzuschätzen. Die statistische Lebenserwartung sagt jedenfalls kaum etwas darüber aus, wie alt du tatsächlich wirst. Dafür gibt es jede Menge Gründe. Zum Beispiel diese hier:
- Die Basis, aus der die Lebenserwartung berechnet wird, sind Sterbefälle aus der Vergangenheit. So ist die allgemeine Lebenserwartung erst mal ein Spiegel der aktuellen Sterbeverhältnisse. Sie ist aber keine Prognose.
- Niemand weiß, wie sich die Sterblichkeit weiterentwickelt. Was wir wissen: In den vergangenen Jahrzehnten ist die Lebenserwartung im jeweils gesündesten Land der Welt in erstaunlich gleichmäßigem Tempo gestiegen. Nur wissen wir nicht, ob dieser Trend sich fortsetzt. Im Gegenteil: Die Zweifel daran wachsen: Denn der medizinische Fortschritt könnte sich als endlich erweisen. Zugleich drohen negative Auswirkungen des Klimawandels.
- Die Statistik bildet allgemeine Durchschnitte ab. Die haben aber wenig mit deiner konkreten und individuellen Lebensrealität zu tun, denn wer lebt schon durchschnittlich? Leidest du an einer Krankheit, kann es gut sein, dass du früher stirbst, auch für Raucher sieht es deutlich schlechter aus. Kerngesunde und sportliche Menschen leben dagegen wahrscheinlich deutlich länger als der Durchschnitt.
- Wer von Lebenserwartung spricht, bezieht sich in der Regel auf die Lebenserwartung bei Geburt. In die Zahl sind damit auch alle eingerechnet, die früher sterben: als Kinder, durch Unfälle oder Krankheiten. Wer das Rentenalter erreicht, hat also schon einiges er- und überlebt. Damit ist klar, dass Ältere älter werden als jene, die früher sterben. Klingt vielleicht seltsam, ist aber bis dahin erst mal reine Mathematik.
Die fernere Lebenserwartung entscheidet
Statt auf die allgemeine Lebenserwartung zu schauen, empfiehlt sich ein Blick in die Daten der sogenannten ferneren Lebenserwartung. Das ist ein Maß dafür, wie alt ein Mensch wahrscheinlich wird, wenn er schon X Jahre alt geworden ist. Und die Zahlen sind beachtlich:
Frauen, die im Jahr 1960 geboren wurden, hatten beispielsweise bei Geburt eine Lebenserwartung von 72,4 Jahren, bei Männern waren es 66,9 Jahre. Die Menschen, die damals geboren wurden und noch leben, sind inzwischen 65 Jahre alt. Ihre fernere Lebenserwartung liegt nun laut Statistischem Bundesamt bei 85,9 Jahren für Frauen und 82,7 Jahren für Männer. Anders gesagt: Alle vier Jahre ist die fernere Lebenserwartung der Männer um ein Jahr gestiegen, sie haben heute, mit 65 Jahren, also nicht nur zwei weitere Jahre vor sich, sondern fast 16. Rein statistisch, versteht sich.
Wer lange lebt, lebt länger
Und selbst dieser Blick unterschätzt die Chancen, richtig alt zu werden, immer noch stark. Weil die Tatsache, dass Menschen, die ein gewisses Alter erreicht haben, steigende Chancen haben, noch älter zu werden, sich auch im Rentenalter fortsetzt. So erlebt heute etwa jeder zweite 67-jährige auch das 85ste Lebensjahr, und jeder dritte wird sogar mindestens 90 Jahre alt.
Du solltest bei der Altersvorsorge also besser von einem sehr langen Leben ausgehen. Schließlich muss das Geld nicht bloß bis zum Ende der angenommenen Lebenserwartung reichen, sondern bis zum Tod. Sonst kann es passieren, dass dir im hohen Alter irgendwann das Geld ausgeht.







