Debatten auf niedrigem Rentenniveau
Oft diskutiert, aber selten verstanden: Politische Debatten kreisen oft um die Zukunft des sogenannten Rentenniveaus. Doch geht in der Argumentation oft einiges durcheinander. Denn Rentenniveau und Rentenhöhe haben weitaus weniger miteinander zu tun, als es die Begriffe vermuten lassen.
Das Rentenniveau ist eine Prozentzahl, also ein Verhältnis. Sie vergleicht die sogenannte Standardrente mit dem durchschnittlichen Einkommen der Beschäftigten in Deutschland. Die Standardrente ist die Rente, die jemand bekäme, der 45 Jahre lang zum durchschnittlichen Einkommen gearbeitet und dann durchgängig Beiträge in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt hätte.
Das Niveau senkt nicht die Rente
Das Rentenniveau sagt daher nichts darüber aus, wie viel du von deinem letzten Gehalt als Rente zu erwarten hast. Und ein sinkendes Rentenniveau geht auch nicht zwingend mit sinkenden Renten einher. Es ist vielmehr eine hochabstrakte Zahl, die vor allem Versicherungsmathematikern zur Berechnung ihrer Modelle dient.
Obwohl das Rentenniveau also recht schwer zu greifen ist, haben viele eine eindeutige Haltung dazu. Aktuell liegt es bei 48 Prozent (Stand: 2025). Heißt: Die Standardrente des sogenannten Eckrentners entspricht knapp der Hälfte des aktuellen Durchschnittseinkommens. Tiefer soll das Rentenniveau eigentlich nicht sinken, das hatte das Bundeskabinett der Ampelregierung mit dem Rentenpaket II beschlossen. Nach den Neuwahlen im Februar 2025 wurde dieses Rentenpaket aber nicht mehr vom Bundestag verabschiedet. Es ist derzeit unsicher, wie sich das Rentenniveau ab dem Jahr 2026 entwickeln wird und ob sich auch die neue Regierung wieder zur Untergrenze von 48 Prozent bekennt.
Die alternde Bevölkerung drückt auf das Rentenniveau
Die Entscheidung ist alles andere als trivial, denn das Rentenniveau ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Im Jahr 2000 lag es noch bei 53 Prozent. Hauptgrund dafür ist die Alterung der Gesellschaft. Denn die gesetzliche Rente ist umlagefinanziert. Heißt: Wenn du heute in die Rente einzahlst, wird das Geld nicht angespart, sondern fließt direkt weiter an diejenigen, die heute in Rente sind. Da es in Deutschland aber immer mehr Rentner und immer weniger Einzahler gibt, geht die Rechnung immer schlechter auf. Obwohl längst Steuermilliarden dazu fließen, sinkt das Rentenniveau. Legt nun die Regierung einen bestimmten Mindest-Prozentsatz fest, eine Haltelinie, die das Modell rechnerisch nicht hergibt, dann muss mehr Geld her.
Dafür gibt es letztlich nur drei Wege: Die Beitragssätze erhöhen. Zuschüsse aus Steuereinnahmen steigern. Oder anders an höhere Beiträge kommen; durch mehr Beitragszahler, Zuwanderung, eine ausgeweitete Versicherungspflicht oder einen späteren Ruhestand. All das steht daher auch zur Debatte.
Die nominelle Rente sinkt nicht
Ein weiterer häufiger Irrtum ist indes die Annahme, ein sinkendes Rentenniveau sei mit schrumpfenden Renten verbunden. Das ist nicht nur mathematisch falsch, sondern sogar durch eine spezielle Rentengarantie gesetzlich ausgeschlossen. Sinkt das Rentenniveau, bedeutet das vielmehr lediglich, dass die Renten nicht so stark steigen wie die Einkommen.
Wie viel Rentner in Deutschland bekommen, das wird davon abgesehen fortlaufend an das Durchschnittsgehalt und an die Inflation angepasst. Zuletzt beschloss der Bundestag eine Erhöhung um 4,57 Prozent zum 1. Juli 2024.






